Kirche braucht Bildung! Gemeinsam engagiert für die Menschen.
Buchpräsentation von Andreas G. Weiß & Talk mit Andrea Seel, Michael Axmann und Andreas Gjecaj
Christentum ohne Bildung? Undenkbar! Theologe, Philosoph und Buchautor Andreas G. Weiß präsentierte am 21. Mai im Arkadensaal des Minoritenzentrums sein jüngstes Werk „Kirche braucht Bildung. Ein Plädoyer“ (2024) und machte deutlich, warum sich christliches Menschenbild, kirchliche Gemeinschaft und Glaubensverkündigung nicht ohne einen fundamentalen Bildungsauftrag verstehen lassen. Mit Verantwortungsträger:innen der Katholischen und Evangelischen Kirche Steiermark erläuterte er, wie notwendig eine von den Kirchen angebotene und geförderte dialogische Bildungstätigkeit, die Menschen auf ihrem Weg begleitet und Entfaltung ermöglicht, für die Zukunft ist.
In ihrer Begrüßung aller interessierten Teilnehmer:innen nahm Kathrin Karloff, Pädagogische Leiterin des Bildungsforums bei den Minoriten, Bezug zur Aussage Ingrid Brodnigs, es sei notwendig, „Vielschichtigkeit […] sichtbar zu machen, […] zuzulassen und aufzuspüren, [um] weiterhin in einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft zu leben, in der die Vielschichtigkeit nicht als Ballast, sondern als Bereicherung angesehen wird“ (aus: „Wider die Verrohung. Über die gezielte Zerstörung öffentlicher Debatten“ (2024)). Einer der Wege, Vielschichtigkeit fühlbar zu machen, sei die Musik, so Karloff: Die einleitende Interpretation bekannter Bachklänge durch den Akkordeonisten Csanad Orgyan verdeutlichte dies auf passende, feine Weise.
In seinem anschließenden Vortrag führte Andreas G. Weiß diesen Gedanken fort und erklärte, warum wir Bildungsveranstaltungen, die Vielschichtigkeit ermöglichen und „das Fenster zur Welt“ aufmachen (wie die katholische Erwachsenenbildung den vom Zweiten Vatikanischen Konzil abgeleiteten Auftrag seit mehr als 5 Jahrzehnten in die Tat umsetzt), jetzt und in Zukunft dringend brauchen.
Aktuellen Entwicklungen rund um die Ökonomisierung von Bildung stellte Weiß „Jesu Verkündigung als kommunikative Bildungspraxis“ gegenüber, die darauf abziele, „den Menschen durch die Vermittlung der Präsenz Gottes neue Möglichkeiten, neue Weltsichten, ja eine ganze Bandbreite an neuen Horizonten zu eröffnen.“ Und: Dadurch, dass der Mensch in der Taufe von Jesus berührt werde, werde er selbst zum aktiv Handelnden, der zur Reflexion seines Lebens und zur konkreten Anwendung des Gehörten aufgerufen sei.
Mit Bezug zu Martin Buber erläuterte Weiß schließlich die essentielle Bedeutung von Bildung als „dialogische Welterfahrung“, die den Menschen einlade, „sich selbst und auch gemeinsam mit anderen Personen auf den Weg einer Veränderung zu machen.“
Im von Kathrin Karloff moderierten Gespräch mit Andrea Seel, der Rektorin der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum, Michael Axmann, dem Superintendentialkurator der Evangelischen Kirche Steiermark und mit Andreas Gjecaj, dem ehrenamtlichen Präsidenten der Katholischen Aktion Steiermark, führte Weiß zudem aus, was es aktuell konkret brauche, um mit engagierter kirchlicher Bildung – mit elementarpädagogischen, Hochschul- und Erwachsenenbildungsangeboten – Veränderungsprozesse in Gang zu setzen, die sich an konkreten Bedürfnissen der Menschen orientieren.
Dabei läge das große, wiederzuentdeckende Potenzial kirchlicher Bildung darin, das, was „in den Menschen steckt, zur Blüte kommen zu lassen“, so der Theologe. Allerdings würde Bildung nur dann gelingen, wenn wir „den[n] Schritt aus dem Elfenbeinturm hinaus“ wagen und Bildung zur „lebenspraktischen Ressource zur Gestaltung von Möglichkeitsräumen“ werde. Nur so könne – da waren sich die Gesprächspartner:innen einig – Bildung als „Türöffner hin zur Welt“, als „Brückenfunktion zu den Menschen und zur Gesellschaft“ fungieren. Nur so würden wir, mit unseren nicht selten beschränkten Möglichkeiten, engagiert für andere Menschen, im Sinne der katholischen Soziallehre, eintreten, wie v.a. Andreas Gjecaj betonte.
Mit den abschließenden Akkordeonklängen von Csanad Orgyan wurde dies in seiner Vielschichtigkeit erneut spürbar.
(Ein Bericht von Kathrin Karloff, mit besonderem Dank an die Kooperationspartner dieser Veranstaltung: dem Evangelischen Bildungswerk Steiermark, dem Katholischen Bildungswerk Steiermark, der Katholischen Aktion Steiermark und dem Forum Glaube, Wissenschaft und Kunst.)